Säkulare Geflüchtete sind auch in Deutschland nicht sicher
Viele religionsfreie Geflüchtete machen die Erfahrung, dass die Gefahr, vor der sie geflohen sind, mitgereist ist. In den Flüchtlingsunterkünften gibt es viele gläubige Muslime, die Apostasie für ein schweres Vergehen halten. Hier haben es Religionsfreie besonders schwer, weil sie auffallen – beispielsweise durch ihre Kleidung, ihr Essen oder weil sie nicht an religiösen Festen und Ritualen teilnehmen. Wenn sie auf engstem Raum mit religiösen Menschen zusammenleben müssen, werden religionsfreie Geflüchtete häufig bedroht und müssen schlimmstenfalls sogar um ihr Leben fürchten – wie in ihrem Herkunftsland.
Viele Geflüchtete werden zudem weiterhin verfolgt und bedroht – durch ihre Familie, die mit einem Touristenvisum einreist, oder staatliche Institutionen ihrer Herkunftsländer, die sie psychisch unter Druck setzen.
Die spezielle Situation der atheistischen Geflüchteten ist in Deutschland noch wenig bekannt, obwohl sie weltanschaulich unserer säkularen Gesellschaft eigentlich besonders nahestehen. Die deutschen Behörden und die oft konfessionellen Hilfsorganisationen zeigen für ihre Notlagen meist wenig Sensibilität und Problembewusstsein.
Eklat bei Kopftuch-Debatte
Ich fragte sie, ob ich ihnen nicht muslimisch genug sei. Keine Antwort.
Naila Chikhi, bekennende Muslimin, die in der Berliner Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement eine Vertreterin der säkularen Geflüchteten ist, nahm an der Universität Frankfurt an einer Podiumsdiskussion teil. Darüber berichtete sie in der WELT: „Draußen fragte ich zwei der Männer aus der Gruppe der Störer, weshalb sie das tun. Ihr Vorwurf: Das Podium sei einseitig besetzt, da keine muslimische Frau eingeladen wurde.
Ich erinnerte sie daran, dass ich Muslimin bin und fragte sie, ob ich ihnen nicht muslimisch genug sei, nur weil ich ihre Meinung nicht vertrete. Keine Antwort. Die Antwort kenne ich aber bereits aus meiner Erfahrung in Algerien, aus den Erfahrungen anderer iranischer, afghanischer und saudischer Menschen.
Die Anhänger des politischen Islam und des Islamismus haben ein einfaches Weltbild: Gut gegen Böse, Gläubige gegen Anders- und Ungläubige, „ehrbare“ gegen „ehrlose“ Frauen. Ausgrenzung statt Inklusion. Ich machte die zwei Männer darauf aufmerksam, dass sie mit einem solchen Verhalten nur die Vorurteile der AfD und der Rechtsextremen über muslimisch geprägte Migranten bestätigen. Dass sie zwar gegen rechte Hetze protestieren, aber diese selbst betreiben – und so den Rechten in die Hände spielen. Ich lud sie ein, mich in den Saal zu begleiten, um die Diskussion fortzuführen. Sie lehnten das Angebot ab.“